Postkartenaktion gegen geplantes Krankenhaus-Strukturgesetz

Krankenhäuser der Region starten gemeinsame Postkartenaktion gegen geplantes Krankenhausstrukturgesetz

Die drei großen zentralversorgenden Krankenhäuser in der Region das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, das Diak in Schwäbisch Hall und die SLK-Kliniken Heilbronn, starten deshalb in diesen Tagen eine gemeinsame Postkartenaktion, mit der sie gegen das geplante Gesetz mobil machen wollen.

„Wir als Verantwortliche in den drei großen zentralversorgenden Krankenhäusern sehen unsere Aufgabe darin, eine hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung und Betreuung für unsere Patienten sicherzustellen“, unterstreicht Thomas Weber, Kaufmännischer Direktor des Caritas-Krankenhauses. „Dazu gehören etwa fortlaufende Investitionen in die Qualifizierung und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden, in Medizintechnik, in Modernisierungsmaßnahmen, und vor allem in die Zeit, die sich Ärzte, Schwestern und Pfleger für unsere Patienten in einer besonderen Lebenssituation nehmen.“ Das geplante Krankenhausreformgesetz stelle dies in Frage. „Wir müssen uns in der Tat fragen, wie lange wir eine dem Menschen zugewandte Medizin und Pflege künftig noch unternehmerisch verantwortlich gestalten können, wenn eine Krankenhausreform nicht die erforderlichen Grundlagen schafft.“

„Der Gesetzentwurf ist für uns als Verantwortliche in den Krankenhäusern enttäuschend, ja er sorgt sogar für Entsetzen und große Besorgnis“, macht auch der Geschäftsführer der SLK-Kliniken Heilbronn Dr. Thomas Jendges deutlich. „Wenn der Entwurf so Gesetz wird, erhöht sich der wirtschaftliche Druck auf die Krankenhäuser massiv.“ Selbst gut ausgelastete Krankenhäuser mit einer gesunden Struktur seien dann vom Abrutschen in die roten Zahlen bedroht. „Unsere Ärzte und vor allem die Pflegenden spüren schon heute den Druck, dass sie den Patienten die notwendige persönliche Zuwendung nur noch bedingt geben können.“

Das angebliche Ziel des Gesetzentwurfes, mehr Qualität in den Krankenhäusern zu erreichen, sei „Augenwischerei“, unterstreicht der Geschäftsführer des Diaks Schwäbisch Hall, Pfarrer Hans-Joachim Lenke. „Wir leisten schon heute gute Qualität in der Versorgung unserer Patienten. In keinem Bereich des Gesundheitswesens gibt es so umfangreiche Qualitätssicherungsmaßnahmen wie in Krankenhäusern – zu einem großen Teil von externen Einrichtungen kontrolliert.“ Auch künftig arbeite man daran die Standards weiterzuentwickeln und unterstütze die von der Koalition ausgerufene „Qualitätsoffensive“. „Die im Gesetzentwurf vorgesehenen Qualitätsabschläge verbessern die Qualität aber nicht. Wie soll ein Krankenhaus unter solchen Bedingungen mehr Qualität liefern? Eine vernünftige Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen kann nur mit einer ausreichenden Personalausstattung einhergehen“, so Lenke.

Mit der gemeinsamen Postkartenaktion wollen die drei Krankenhäuser vor allem die Patienten und die Öffentlichkeit über die Auswirkungen des geplanten Gesetzes informieren. „Denn die Patienten und unsere Mitarbeiter werden am Ende die Leidtragenden sein, sollte der Entwurf so umgesetzt werden“, betonen die Klinikverantwortlichen übereinstimmend. Die Postkarten liegen in allen Krankenhäusern der Region aus und werden auch an die Patienten verteilt. In den Krankenhäusern stehen an zentralen Punkten Sammelboxen, um die unterschriebenen Karten einzusammeln. Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 18. September um 17:30 Uhr im Kursaal in Bad Mergentheim sollen die Karten dann als Zeichen des Protests an die anwesenden Bundestagsabgeordneten übergeben werden.

Der Initiative von Caritas-Krankenhaus, Diak und SLK haben sich inzwischen zahlreiche weitere Krankenhäuser der Region angeschlossen: Die Klinik Löwenstein, die Krankenhäuser in Öhringen und Künzelsau sowie die Neckar-Odenwald-Kliniken Mosbach, Buchen und das Rotkreuz-Krankenhaus Wertheim. Auch das Klinikum Crailsheim ist mit dabei: „Wir haben die Öffentlichkeit und die Politiker bereits über die völlig unzureichende Krankenhausfinanzierung informiert und unterstützen gerne weitere Aktionen, um die Forderungen der Krankenhäuser den Politikern in Berlin noch bewusster zu machen, erklärt Geschäftsführer Werner Schmidt. Er erinnert an die Stellungnahme von Landrat Gerhard Bauer im Kreistag und erinnert an die Informationsveranstaltung im Juli in Crailsheim mit dem Geschäftsführer der Baden Württembergischen Krankenhausgesellschaft Matthias Einwag

Die fünf Forderungen der Krankenhäuser:

Wir brauchen auch in Zukunft gute Ärzte und Pflegende…
und die möchten wir für ihre verantwortungsvolle Arbeit auch angemessen bezahlen. Daher muss in dem neuen Gesetz verankert werden, dass die Tarif-Lohnsteigerungen den Krankenhäusern voll erstattet werden.
Wir brauchen mehr Zeit und Zuwendung für unsere Patienten…
und möchten einen Stellenabbau und Qualitätsverlust in der Patientenversorgung verhindern. Daher darf der sog. Versorgungszuschlag durch das neue Gesetz nicht gestrichen werden, sondern muss in vollem Umfang erhalten bleiben. Sonst fehlen allein dem Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall 650.000 Euro, das entspricht etwa 14 Pflegestellen.

Wir brauchen eine gute Notfallversorgung rund um die Uhr…
und deshalb stehen 24 Stunden, an 365 Tagen im Jahr qualifizierte Ärzte und Pflegende bereit, um sich um Notfallpatienten zu kümmern. Hochwertige medizinische Geräte sichern die Diagnostik und Therapie zu jeder Tagesund Nachtzeit. Erfreulicherweise können wir den Patienten oft schnell helfen und sie wieder nach Hause entlassen. Doch genau dann wird es für die Krankenhäuser teuer: uns kostet diese ambulante Notfallversorgung pro Patient knapp 120 Euro. Die Krankenkassen ersetzen nur 32 Euro. Das neue Gesetz muss sicherstellen, dass die Kosten für die ambulante Notfallbehandlung voll erstattet werden.

Wir brauchen mehr Personal für ältere Patienten mit höherem Pflegebedarf…
und möchten diesen beim Waschen, Anziehen, Essen, Aufstehen, Laufen so gut wie möglich helfen und sie dazu anleiten, diese Alltagsdinge bald wieder alleine zu schaffen. Insbesondere verwirrte oder demente Patienten brauchen mehr Unterstützung. Im Seniorenheim wird das über die fünf Pflegestufen selbstverständlich berücksichtigt und auch bezahlt. Das neue Gesetz muss sicherstellen, dass der erhöhte Pflegeaufwand auch im Krankenhaus entsprechend der Pflegestufen vergütet wird.

Wir leisten schon heute gute Qualität…
und dafür brauchen wir vor allem qualifiziertes Personal. Eine vernünftige Qualität medizinischer und pflegerischer Leistungen kann nur mit einer ausreichenden Personalausstattung einhergehen. Denn es geht nicht darum Checklisten abzuarbeiten und noch mehr Bürokratie anzuhäufen, Ärzte und Pflegende brauchen Zeit, um eine tragfähige Beziehung zu den Patienten aufbauen zu können. Um die hohe Qualität der Patientenversorgung zu sichern und auszubauen brauchen wir mehr Personal und Investitionen für Qualität – keine Qualitätsabschläge.

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